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In der Sache J. Robert Oppenheimer

„Wir haben die Arbeit des Teufels getan"

Ein 60 Jahre altes Schauspiel von Heinar Kipphardt, das zeigt, wie schnell man zu den Verfolgten und den Falschen gehören kann, wenn man seinem Gewissen folgt.

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Das Stück von Heinar Kipphardt aus dem Jahr 1964 thematisiert auf Basis von Originaldokumenten die Anhörungen der US-Atomenergiekommission von 1954.

Im Zentrum steht der Physiker J. Robert Oppenheimer, der als Leiter des Manhattan-Projekts die Entwicklung der Atombombe maßgeblich vorangetrieben hatte.

Von der Kommission wird Oppenheimers Loyalität zum Staat in Frage gestellt, da er in der Vergangenheit Kontakte zu Kommunisten hatte und sich gegen die Entwicklung der Wasserstoffbombe aussprach.

Die Inszenierung zeigt nicht nur das politische und moralische Dilemma in Zeiten des Kalten Krieges sowie die persönlichen und beruflichen Konflikte Oppenheimers - die auch heute aktuellen Spannungen zwischen wissenschaftlicher Freiheit, politischem Druck und ethischer Verantwortung werfen Fragen zur Integrität und den Konsequenzen wissenschaftlicher Arbeit auf, die wir uns immer wieder neu beantworten müssen.

Wem gehört die Wissenschaft?

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Besetzung

Berlin 1920

Zeitzeuge Klaus Mann schreibt, dass "Millionen von unterernährten, korrumpierten, verzweifelt geilen, wütend vergnügungssüchtigen Männern und Frauen versuchen, sich durch ihre Exzesse in einer auf den Kopf gestellten Welt der Realität des Alltags zu entziehen.“

Dafür bietet die Stadt eine Menge exzellente Möglichkeiten, von der einfachen Kaschemme bis zur kristalllüsternen Edelbar.
Überhaupt ist Berlin 1920 die Stadt der jungen, lebenshungrigen Menschen: Ein Drittel der Bevölkerung ist unter 18 Jahre alt.

"Ich bin Babel, die Sünderin, das Ungeheuer unter den Städten. Sodom und Gomorra waren nicht halb so verderbt, nicht halb so elend wie ich! Nur hereinspaziert, meine Herrschaften, bei mir geht es hoch her, oder vielmehr, es geht alles drunter und drüber. Das Berliner Nachtleben, Junge-Junge, so was hat die Welt noch nicht gesehen! Früher mal hatten wir eine Armee, jetzt haben wir prima Perversitäten! Laster noch und noch! Kolossale Auswahl! Es tut sich was! Das muß man gesehen haben!“

Klaus Mann (Der Wendepunkt)


Gleich nach dem Ersten Weltkrieg gab es in Berlin zwei Künstlerlokale, das Café Größenwahn und das Maenz. An der Ecke Kurfürstendamm und Joachimsthaler Straße, im Zooviertel, sitzt in verqualmten Räumen die kulturelle Elite der Stadt und denkt, schreibt, spielt oder singt den „Neuen Weltgeist“ herbei. Dabei ist der „Kapp-Putsch“ - ein nationalistischer Umsturzversuch gegen die Weimarer Republik - erst ein paar Monate her. Die Uhr tickt, der Vulkan brodelt, der Tanz beginnt …

Babylon Songbook Pic
Presse

LEEHEIM. „Sommersalon" feiert auf der BüchnerBühne Premiere

Kommt ein Gesangsquartett zusammen, dann sollen sich vier verschiedene Stimmen zu einem Ganzen verbinden. Es sind aber zugleich verschiedene Persönlichkeiten, die aufeinandertreen, jede mit ihren Wünschen und Hoffnungen, Ängsten und Schwächen. Statt Harmonie gibt es schnell Missklänge, zumal wenn noch die Liebe ins Spiel kommt. In verschiedenen Konstellationen und Epochen kostet „Sommersalon“, das neue Stück der Büchnerbühne, diese Grundidee immer wieder anders aus. Am Freitagabend war Premiere.

Vordergründig sind es im Paris verschiedener Zeiten die musikalischen Geschmäcker, die aufeinanderprallen, auch unterschiedliche Vorstellungen vom ordentlichen Ablauf einer Gesangsprobe. Soll man 1890 ernsten Bach singen oder doch fröhlichen Rossini? Muss es 1943 in der besetzten Stadt wirklich die verkopftee Zwölftonmusik von Arnold Schönberg sein? Kann man 2020 zusammen Jazz üben, wenn man sich nicht mal über die Probenzeit einig ist?

Tatsächlich aber, so wird in der jeweils zweiten Szene deutlich, stehen dahinter unerfüllte Sehn- und Eifersüchte, die sich in den Streitereien Luft machen, schließlich aber das ganze Quartett sprengen wollen: Manche Mitglieder halten es mit den
verdrängten Wünschen und Leiden nicht mehr aus, fordern Klarheit auf Biegen oder Brechen. Manchmal ist da nach bester Boulevard-Manier jeder in jemand anderen unglücklich verliebt, türmen sich amouröse Missverständnisse übereinander.

Die Musik, die jede der Szenen abschließt, mal live gesungen und mal eingespielt, steht längst nicht immer für die Wiederherstellung der Harmonie, sondern kann auch die Spannung innerhalb des fragilen Aufbaus fühlbar machen.
Möchte man zur Pause davon ausgehen, dass alle drei Quartette nur noch auseinanderbrechen können, so fällt in der zweiten Hälfte des Stücks das Ergebnis zuweilen überraschend aus: Manchmal ging es doch weiter, vielleicht ganz anders als erwartet. In dem von Coline Serrau als Tragikomödie konzipierten Stück kann das Ende nie ganz freudig und auch nicht ganz traurig ausfallen. Ein Schenkelklopfer ist hier nicht beabsichtigt, eher herrscht das „Lächeln trotz allem“.

Man kann bei der dreifach verwickelten Geschichte an rainierte französische Filmkomödien denken, wie sie immer wieder das deutsche Publikum staunen lassen über die Leichtigkeit, mit der im Nachbarland auch schwierige Stoffe und Situationen charmant serviert werden. Die Büchnerbühne hat schon Erfahrung mit Serrau-Stücken, gelang doch mit „Hase Hase“ von der gleichen Autorin schon 2023 eine sehr erfolgreiche Darbietung.

Den Schauspielern verlangt das sehenswerte Stück einiges ab, denn sie müssen in rascher Folge in ganz verschiedene Charaktere schlüpfen: eben noch hysterische Zicke und jetzt schüchternes Mädchen, eben noch verliebter Jüngling und jetzt sarkastischer
Spötter. Christian Suhr (der auch Regie führt), Melanie Linzer, Lara Henneberger und
Alexander Valerius gelingt das und sie beeindrucken durch ihre vielfältige
Ausdruckskraft.

Seine stärksten Passagen hat das Stück, wenn sich in der Kriegs- und Nachkriegszeit die
Weltgeschichte in die Liebeshändel einmischt und plötzlich ganz andere Dinge als die
persönlichen Eitelkeiten wichtig werden. 

09.06.24 René Granacher, DARMSTÄDTER ECHO

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