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Ein Inspektor kommt

John B. Priestley

Alles ist perfekt. Endlich kann Arthur Birling, Fabrikbesitzer in der englischen Provinz, im Familienkreis die Verlobung seiner Tochter Sheila mit dem adligen Gerald Croft und damit den Zusammenschluss der bislang konkurrierenden Firmen Birling und Croft feiern ...

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In die Idylle kapitalistischer Zukunftsphantasien platzt jedoch Polizeiinspektor Goole, der die Anwesenden mit dem Selbstmord eines scheinbar unbekannten Mädchens konfrontiert. Für alle ist klar, dass keiner von ihnen für das Schicksal des Mädchens verantwortlich ist, der Inspektor zieht jedoch ungerührt die Schlinge immer enger zusammen. Ist dies das jüngste Gericht oder alles nur ein Missverständnis?
1945 geschrieben, ist Priestleys berühmtestes Stück auch heute eine verstörende und zugleich unterhaltsame Fallstudie über die Folgen menschlichen Handelns, über die Lust in der Schuld und die befreiende Wirkung in der Bekenntnis derselben.
„Wir leben nicht nur für uns.
Wir gehören zu einer Gemeinschaft.“

Besetzung

Johanna Bronkalla
Lukas Eder
Aylin Kekec
Mike Gerhard
Mélanie Linzer
Oliver Kai Müller
Erich Schaffner

Premiere 25.11.22

Inszenierung: Christian Suhr

Spieldauer: 120 Minuten (eine Pause)

Presse

GROSS-GERAU - Da blicke einer durch am Ende der „Rosenkriege“. Die Gemengelage ist komplex. Wie in allen Königsdramen Shakespeares treten rund 35 Figuren auf, die sich gegenseitig bekriegen, umschmeicheln, ermorden und betrügen. Der Schlimmste war Richard III. (1452–1485), jedenfalls zeichnete Shakespeare auf diese Weise das Bild des Königs, so wie es das nachfolgende Haus Tudor vorgegeben hatte. Es lag in ihrem Interesse, den nach kurzer Herrschaft ermordeten Richard III. als Bösewicht der alten Herrscherfamilien zu brandmarken. Neue Forschungen haben ergeben, dass es wohl anders war. Shakespeare konnte sich um 1592 nur auf die Tudor-Überlieferungen berufen; für ein Königsdrama ein toller Stoff.

Richard III.: Das sich selbst liebende Schwein, der machthungrige Egomane, zu jeder Grausamkeit bereit, um den Thron zu besteigen, von dem er meint, dass er ihm zustünde. Nach vielen Demütigungen will er beweisen: Ich kann König. Unter der Regie von Christian Suhr zeigt die Büchnerbühne im Landratsamt Groß-Gerau das Psychogramm eines Staatsmanns, der zum Regieren nicht taugt, weil er sich mehr mit dem Lecken der eigenen Wunden und seiner Wut befasst als mit dem Wohl des Volkes.
Dabei verweist dieser Richard in die Gegenwart: Die Liste der Machthungrigen von heute ist ja lang; sie heißen Putin, Trump, Bolsonaro und so weiter: „Die Hölle ist leer, alle Teufel sind hier“, heißt es bei Shakespeare. Und dazu hämmert es rockend aus den Boxen: „The hell is empty“ – die Hölle ist leer.
Die Schauspielerriege um Suhr ist spitzenklasse. Sechs Personen spielen einen Haufen Figuren. Mit einer Perücke, Halskrause, einem Kleid verwandeln sie sich. Austauschbar sind sie schließlich, nur Glieder im Spiel um die Macht. Es kommt nicht darauf an, welcher Herzog gerade um den König herum dienert für den eigenen Vorteil und wer den Neffen ermorden soll. Und doch haben sie noch menschliche Regungen, Zweifel, Muttergefühle, Unschuld und immer wieder eine tiefe Traurigkeit. Die dichte Inszenierung und ein jährer Wechsel der Gefühle prägen diesen atmosphärisch intensiven Theaterabend.
Valerie Bolzano, Ursula Stampfli, Bastian Hahn und Leonard Schärf spielen sich sprachlich großartig ins Befinden ihrer Figuren hinein. Sie überzeugen durchweg mit bester Bühnenkunst bis zum mehrstimmigen Gesang. Mélanie Linzers melancholische Stimme vermittelt diffuse Sehnsucht – sie ist Richards seelischer Spiegel, das Volksgemüt, eine Kommentatorin, das Gewissen und die Hoffnung. Oliver Kai Müller verkörpert dagegen mit unbändiger Wucht die Gier und den Hass der Titelfigur. Er ist der Einzige, der seine Rolle im Stück beibehält. Als hinkender, in Schwarz gekleideter Punk macht dieser Richard in jeder Minute deutlich, dass er Liebe nicht kennt und sein Herz nicht verlieren kann, weil er herzlos ist. Wie ein hymnischer Ur- und Abgesang auf vergangene Zeiten klingt das vielstimmige schottische Traditional „The Parting Glass“ in dem es heißt: Den Schaden, den ich anderen zufügte, fügte ich mir selbst zu. Mit dieser Erkenntnis kommt das Drama fast zu einem guten Schluss.

19.10.20 Bettina Bergstedt, DARMSTÄDTER ECHO

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